Gedanken zum Frauentag

Ich bin allein, ausgerechnet an diesem Tag, an dem ich die Frau feiern wollte. Doch sie ist weg. Abgedampft mit einem Flugzeug. Sie lässt sich in Indien gegen Kohle mit heißem Öl übergießen. Früher gab es den Service ja umsonst; man musste nur so tun, als griffe man eine Stadt an. Also brüllend mit dem Speer drauf zu rennen oder so ein ähnliches Männerding. Danach brauchte man sich nur noch außen unter die Stadtmauer zu stellen und musste nicht lange warten.

Die guten alten Zeiten, wo sind sie hin? Keine fucking Sau wäre auf die Idee gekommen, eine Geschwindigkeitsbeschränkung für Kutschen überhaupt auch nur mit einer Silbe anzudiskutieren und Ulf Poschardt die Männer schissen sogar im Stehen, dazu machten sie noch nicht einmal die Hose auf, hallo wozu. Die Wörter hatten entweder gar keine Endungen, oder vorne kam ein „er“ und hinten noch eins und meistens dann noch eines in der Mitte. Ernulf. Volker. Herbert. „Sprache gendern, du Vo‘el?“, hätte der König gefragt, „biste jetze völlé irre? Rübe runter.“ Und hätte so einem Hellebardentypen am anderen Ende des Thronzimmers geschnipst, der daraufhin den unglücklichen Genderwirrkopf zur Richtstätte schleifte, schluff und schlirfelte. Auch wieder so ein Männerding. Über einen Frauentag hätte man nur so rau wie herzlich gelacht.

Jetzt aber gibt es ihn. Und sogar als Feiertag, denn Berlin brauchte noch einen, um mit den ganzen Südstaaten mitzuhalten, die ungefähr so viele Feiertage haben wie Indien Einwohner: Sankt Nimmerleins Höllenfahrt, Jesu Schwanzverlängerungsfeier und Flaschermittwoch, an dem die Bürger endlich mal in Ruhe ihre ausgetrunkenen Bierpullen zur Pfandrückgabe schleppen können.

Man merkt, dass es irgendein Feiertag geworden ist, ein Lückenbüßer, eine Verlegenheitslösung. Ich als Zahnarztfrau würde mich ja schön bedanken. Auch der achte Mai stand zunächst zur Debatte, doch den Tag der Kapitulation wollte am Ende keiner zelebrieren. Da hat Deutschland doch verloren. Schließlich begehen wir auch nicht den Tag des Vorrundenauses (granatengeiler Genitiv) gegen Südkorea. So denkt man wohl. Die Leute gucken zu viel Fußball.

Also Frauentag. Es ist ein unwirtlicher Tag. Als hätte ein passionierter Misogynist sich anno dunnemals gedacht: Wann könnte es denn so richtig scheiße sein? Sechs Grad, trübe, Regen. So was in der Richtung. Das wird dann der Frauentag. Hm, Ende November wäre ideal, aber da ist leider schon alles voll: Tag des Trauerkloßes, Winselsonntag, Doomsday. Dezember ist immer noch Weihnachten, bis die Überkorrekten auch das noch abgeschafft haben. Und im Januar und Februar könnte Schnee liegen – das wäre wiederum ne Spur zu schön. Da nehmen wir doch einfach den achten März.

Und um die Demütigung voll zu machen, wird der nun obendrein noch Feiertag. Ein Danaergeschenk für die Frau, eine weitere Ohrfeige in ihr von scharfen Haushaltsputzmitteln geschundenes Gesicht. Das ist ähnlich wie die Ehrung angeblich verdienter Personen, denen gehässige Stadtväter die neue Sackgasse an der Sondermülldeponie gewidmet haben – die Goldene Zitrone unter den Straßenbenennungen. Den Beschluss, bei Straßennamen vermehrt Frauen zu berücksichtigen, wenden die Hater in der Bezirksverwaltung einfach gegen sie: Tut uns leid, Mädels, Bismarckstraße und Kaiserdamm sind ja leider schon vergeben, aber der „Pfad zum Rattenloch“ in Marienfelde heißt dafür ab Morgen Greta-Thunberg-Allee, herzlichen Glückwunsch, toitoitoi!

Für mich persönlich resümierend, kann ich sagen: Frauen haben und hatten in meinem Leben nie auch nur die allergeringste Bedeutung. Männer ebenfalls nicht, doch das ist wieder ein ganz anderer Text. Ich bin eher so der Spatzen- und Marienkäfertyp, damit kann ich was anfangen, da fahr ich voll drauf ab.

Bestimmt wird der Frauentag bald wieder abgeschafft. Wenn man sieht, dass er sich nicht bewährt hat, weil er sich ja gar nicht bewähren kann, denn so ein Tag ist wider die Natur des Menschen. Doch zum Glück sind es nicht nur Männer, die sich gegen die Zwangsverschwulung des Osterfestes durch linke Gesinnungsdiktatoren stemmen. Als Indianer verkleidete Branchenriesen pinkeln im Stehen ihre Unterschriften an die Stammbäume. Judith Hermann hat auch schon unterschrieben. Was man ja wohl noch fragen dürfen wird: Warum feiert man eigentlich nicht mehr Martensteins Führers Geburtstag? Das war doch auch immer ganz dufte. Die Kinder hatten schulfrei und es gab Vanilleeis in Hakenkreuzform. Das schmeckte nach Sieg. Das Vorrundenaus lag noch in weiter Ferne.

Apropos Ferne. Mann, Mann, Mann, hoffentlich geht es ihr gut. Aber zum Glück ist Indien ja ein Paradies für Frauen. Also zumindest, solange man die Ölgießeinrichtung nicht verlässt. Ein bisschen allein fühle ich mich ja doch. Jetzt ist sie schon über einen Tag weg. Ich vermisse sie. Was mache ich denn nun, ich kann doch nicht die ganze Zeit über wirre Texte schreiben und Magentasport gucken? Ach, ich feier einfach mal ein bisschen. Helau Frau.

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