Ein Raketentaxistand in Marzahn, Poelchaustraße/Allee der Kosmonauten.
Die Mahlsdorfer (öffnen hinten die Tür des Raketentaxis und steigen ein; im Chor): Guten Abend.
Raketentaxifahrer (faltet die Zeitung zusammen, in der er bis eben noch gelesen hat, und wirft sie auf den Beifahrersitz): Nabendchen. Solls’n hinjehn?
Mahlsdorfer: Zum Mond, bitte.
Raketentaxifahrer (alarmiert): Dit is aba keene Kurzstrecke.
Mahlsdorferin (beschwichtigend): Ja, kein Problem. Fliegen Sie einfach los.
Raketentaxifahrer (nölt): Aba da is ja nüscht. Da kriegick do‘ keene Anschlusstour. Da kommick do‘ nie wieder weg.
Mahlsdorfer: Keine Sorge. Wir wollen nur kurz was gucken und dann gleich wieder zurück. Na wie hört sich das an?
Raketentaxifahrer: Wie lang muss ick denn da warten? Ick lass dann aber solange die Uhr loofen.
Mahlsdorferin (seufzt): Meinetwegen können Sie das Ding anlassen.
Raketentaxifahrer (beruhigt, geschäftstüchtig): Na denn wollnwa ma‘. (drückt Raketentaxameter, rückt sein Käppi zurecht, dreht den Zündschlüssel, Höllenlärm, kurzer Blick in den Außenspiegel, fliegt los).
Raketentaxifahrer (brummelt und bruddelt): Brummelbruddelbrummel …. (drückt Sprechfunktaste) … Zentrale bitte für Raketenfunkkraftdroschke siemunfürzi‘ ölf …
Zentrale (gnarzt): Herr siemunfürzi‘ ölf?
Raketentaxifahrer: Die siemunfürzi‘ ölf meldet sich ab ssum Mond.
Zentrale (rauscht): Allet klar, Kolleje. Jute Fahrt.
Raketentaxifahrer: Danke.
Mahlsdorfer (versucht ein belangloses Gespräch zu beginnen): Und wie läuft das Geschäft so?
Raketentaxifahrer (startet Lamento): Hörnse bloß uff. Allet scheiße! Früher war allet besser. Da hatten die Leute no‘ Arbeet. Und Jeld. Da haste dann ahmts oft den Spaß-Handwerker …
Mahlsdorferin (stutzt, verbessert): …. ah, den Space-Handwerker …
Raketentaxifahrer: Jenau! Den Spaß-Handwerker. Is ja allet in Englisch jetze. Haste den also vom „Blauen Piephahn“ am Herzbergplatz in die Milchstraße jefahn. Oda sogar bis nach Reinickendorf. Konnta sich locker leisten. Aba hat ja keena mehr Jeld heute …
Mahslsdorfer (unterbricht): … Wenn ich mal was fragen darf: Sie sehen doch eigentlich ganz pfiffig aus. Sie fahren aber nicht nur Raketentaxi, oder? Sie machen bestimmt noch was anderes: Künstler, Musiker, Student? Hab ich recht?
Raketentaxifahrer (eingeschnappt): Wie wat anderet?? Is dit nich jut jenuch, oda wie? Bin ick nu’n schlechter Mensch, oda wat? Ick hab siebzich Semester Astronomie studiert. Aber da kriste ja keen Job, wa. Taxi jefahn bin ick schon die janze Zeit üba wäant dem Studium und da hab ick mia ehmt jesacht, machste no‘ ne Astronautenausbildung dassu und dann fährste Raketentaxi. Is do‘ supa, wa: Ick bin unabhängig, ick kann mir die Sseit sölba einteil’n …
Mahlsdorferin (wechselt rasch das Thema): Fahren Sie eigentlich immer nachts?
Raketentaxifahrer: Nur nachts, ja. Da is ni‘ so ville los im All, wa. Is entspannter. Und die Fahrjäste sind üantwie interessanter. Obwohl manche ja ooch eene Scheiße quatschen, dit jips ja janich.
Mahlsdorfer (unempfindlich): Aber in der Nacht sind doch sicher auch komische Leute unterwegs. Kann das nicht manchmal unangenehm werden?
Raketentaxifahrer (stolz): Kannet. Und wie! Aba mit der nöti’en Menschenkenntnis und orntli‘ Fingaspützenjefühl jehtit. Nur mit die – ick musset leider sagen (senkt die Stimme) und ick hab würkli‘ nüscht jejen Ausplaneter, ick hab ja sölba auch Kollejen vom Saturn, vom Uranus oder aus Spandau, die kennsi‘ besser aus als mansche von uns, sin‘ sauber, höfli‘, jute Astronauten, ha’ick jar keen Problem mit die …. aba (raunt): die Marsmenschen. Ick weeß ni‘, wie ick et sa’en soll. Mit die kommick echt ni‘ klar. Fast immer völli‘ besoffen, wa, schnall’n sich ni‘ an, neuli‘ wollte da sogar eena mi’m Döner mitfliegen, stöllnse sich ma vor, wa, mi’m Döner inner jeschlossenen Rakete, Knoblauchsoße, Zwiebeln, wie dit stinkt, wa, könnse sich vortsöll’n, und frech, wa, so richti‘ anmaßend, keen Trinkgeld, wissen allet besser, wa, eima schreit mi‘ do‘ eena an: der kürzeste Wech zum Mars wär über die Stadtautobahn, Kurt-Schuhmacher-Damm und dann Alpha Centauri, sin Kumpel wär ooch Raketentaxifahrer, und ick wär so’n Ijot. Den ha’ick aba hochkant rausjeschmissen, wa: Schleudersitz. Konnta ehmt loofen …